Der Betrieb Grosjean Weine ist seit 2024 anerkannter Weinbaubetrieb in Umstellung auf biologische Landwirtschaft nach Bio-Verordnung. Die Rebflächen werden jedoch schon seit 2017 nach Biostandard bewirtschaftet. Identitätsstiftend ist die konsequente Ausrichtung auf die Förderung der Biodiversität. Der Artenreichtum auf kleinstem Raum begeistert Besucherinnen und Besucher, genauso wie das Verweilen in der Nähe des Schalensteins und der Blick über den See in die Alpen zur Ruhe und Einkehr einlädt.
Lage
Gemeinde Twann-Tüscherz, Ort Tüscherz Oberdorf. Parzellen in den Fluren Lost, Lostaufbruch, Ufbruch, Höllhütte, Fraubrunneräbe und Füüf Mannwärch.
Rebfläche
19 Aren Chasselas, 18 Aren Pinot noir, 5 Aren Regent.
Ökoflächen
24 Aren extensive Wiesen, 5 Aren Hecken, Einzelbäume, 350 Laufmeter Trockenmauern, 12 Aren Wald.
Grundbesitzer:innen
Eva und Christoph Grosjean-Sommer
Katharina Grosjean, Marianne Grosjean, Martin Grosjean, Michael Grosjean und Sandra Crameri
Sandra und Luzius Daxelhofer
Eines samstags im 1943 kaufte Grossvater Georges Albert Grosjean, Gymnasiallehrer in Biel, auf dem Markt einen Sack Kartoffeln und dazu 30 Aren Acker, Gebüsch und Reben - zu Bauzwecken. Die beiden Parzellen trugen den Flurnamen "Lostaufbruch" und lagen in der Gemeinde Tüscherz. So zumindest geht die Erzählung. Was daran wahr ist, wissen wir nicht mehr genau. Tatsache ist hingegen, dass Grossvater Grosjean weder gebaut noch die Fläche selbst bewirtschaftet hat, sondern den ehemaligen Eigentümern weiterhin zur Nutzung überliess. Was im Laufe der Jahre natürlicherweise zur Verbuschung führte.
In den frühen 1970er Jahren strebte Vater Georges André Grosjean an, das vergandete Grundstück wieder der rebbaulichen Nutzung zuzuführen. Damit wollte er seinen Beitrag an die Erhaltung der wunderschönen und wertvollen Kulturlandschaft des nördlichen Bielerseeufers leisten, das heute im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BNL) und grossteils im Parc Chasseral liegt. Bei der damaligen Weinschwemme und dem Strukturwandel im Rebbau hatte jedoch kein Winzer Interesse, eine schwer zugängliche Waldrandparzelle zu bewirtschaften.
Trotzdem wurde mit einer Rodungsaktion die Verwaldung gestoppt. Damit wurde nicht nur der Grundstein für die Wiederherstellung der Trockenmauern und künftigen Rebterrassen gelegt, sondern auch für die Entwicklung einer reich strukturierten Fläche und zu einem Hotspot der Biodiversität.
Ab Mitte der 1980er Jahre übernahm die 3. Generation Grosjean die Pflege der Fläche und pflanzte in den frühen 1990er Jahren die ersten Reben. Als Pioniere setzten sie auf die Sorte Regent, die erste und einzige damals zum Anbau bewilligte pilzwiderstandsfähige Rebsorte. Der grösste Teil der Fläche blieb jedoch der Biodiversität gewidmet. Auf der gerodeten Fläche entstand durch abwechslungsreiche Pflegeeingriffe eine artenreiche Trockenwiese mit Orchideen, durchsetzt mit Hecken und Einzelbäumen.
Um die Biodiversität weiter zu stärken und trotzdem etwas mehr Wein zu produzieren, konnten im Zuge der Rebgüterzusammenlegung 2009 weitere 8 Aren Reben dazu gekauft werden. Der Rebbau blieb Hobby, aber doch mit einem professionellen Anspruch.
2024 bot sich die Gelegenheit, weitere 20 Aren Rebland zu erwerben. Diese neuen Parzellen verbanden glücklicherweise die bisherigen Parzellen und bilden so einen kleinen, aber feinen und arrondierten Weinbaubetrieb. Mit dieser Vergrösserung war die letzte Voraussetzung erfüllt, dass der Betrieb Grosjean Weine die Anerkennung als landwirtschaftlichen Betrieb erhielt, und Christoph Grosjean, Ingenieur Agronom ETH mit Diplom in Weinbau, einen Berufstraum verwirklichen konnte.